Die sieben freien Künste

Elias Rubenstein

Für das höhere Verständnis der Kunst ist die Kenntnis von sieben Disziplinen maßgeblich. Diese gelten in der Mysterientradition als die „freien“ Künste und werden gemeinhin als siebenstufige Leiter dargestellt. Hierzu zählen die Grammatik, Rhetorik, Logik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Diese Auflistung veranschaulicht das geistige und moralische Gerüst, das für einen ernstzunehmenden Kunsthandwerker unabdingbar ist. Aus diesem Grund finden sich in der Antike Kunsthandwerker, die zu den Universalgelehrten hinzugerechnet werden. Das geistige Gerüst erhielten sie in vielen Fällen in den damaligen Mysterienschulen. Als Kunst wird in diesem Zusammenhang insbesondere die Veredelung der menschlichen Persönlichkeit begriffen. Der unreife Mensch ist gleichsam einem rauen Stein, der durch die Fertigkeit der Kunst zu einem vollenden Würfel behauen wird.

So wie Michelangelo lediglich den überflüssigen Marmor aus dem Marmorblock um David freilegte und dergestalt eine imposanteste und formschöne Statue schuf, so nutzt der wahre Künstler die Ausgangsbasis um etwas zu befreien, das bereits vorhanden ist. Für den Kunsthandwerker sind handwerkliche Fertigkeiten genauso unabdingbar wie geistige. Die sieben Künste sind für den Kunstschaffenden wie eine Leiter um Stufe für Stufe die Ordnung der Schöpfung zu ergründen und eine lebendige als auch innige Beziehung zum großen Baumeister aller Welten zu errichten. Einem solchen Künstler obliegt es zum Ruhme Gottes jene Kunstwerke zu gestalten, die Gott ihm offenbart.