Sepher Ha-Bahir – Das Buch des Glanzes

Aus dem Vorwort

Kabalistische Weisheitsbücher sind kein intellektuelles Fastfood, das man schnell verschlingt. Das Überfliegen dieser Bücher, ohne das Licht dahinter zu berühren, ist eine Pervertierung der menschlichen Fähigkeit zum sinnerfassenden Lesen. Denn auf diese Weise erlangen wir weder Weisheit, noch Verständnis, noch Wissen. Diese Bücher sind vergleichbar mit einem erlesenen Degustationsmenü eines Sternekochs, der aus einfachen Zutaten ein besonderes Erlebnis zaubert. Geduld und Ausdauer sind die Herausforderungen, denen sich eifrige Studierende stellen müssen. Es ist klüger, einen Abschnitt zu lesen und geistig zu verdauen, bevor man den nächsten studiert. Das kann Minuten, Tage oder Wochen dauern. In dieser Zeit verändert sich unsere Beziehung zu uns selbst, zu unserer Umwelt und zu unserem Schöpfer. Daran erkennen wir die Lebendigkeit der kabalistischen Lehre.

Kabalistische Texte veranschaulichen die umfassende Beziehung der Schöpfergottheiten zu ihrer Schöpfung und die spirituellen Gesetze der Schöpfung im HIER und JETZT. So offenbart die Kabalah den Ursprung, den Sinn und das Ziel von ADAM KADMON, der archetypischen Menschheit.

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Vers 196

Rabah sagt: Wenn die Gerechten wollen, können sie eine Welt erschaffen. Was hindert sie daran? „Eure Sünden“, wie geschrieben steht (Jesaja 59,2): „Nur eure Sünden trennen euch von eurem Gott (ALHIKM, Elohikem).“ Wenn eure Sünden nicht wären, gäbe es keinen Unterschied zwischen euch und Ihm. Raba erschafft einen starken Menschen und schickt ihn zu Rabi Zëira. Er spricht zu ihm, aber der Mensch antwortet nicht. Wenn es nicht „eure Sünden“ wären, hätte er dann geantwortet? Wie hätte er geantwortet? Mit seiner Seele (NShMH, Neschamah). Hat der Mensch eine Seele (NShMH, Neschamah), die er darin platzieren kann? Ja, wie geschrieben steht (Genesis 2,7): „Und Er atmet in seine Nase die Seele des Lebens (NShMTh ChIIM)“. Wenn ihr nicht gesündigt hättet, hätte der Mensch eine „Seele des Lebens“, aber wegen eurer Sünden ist die Seele (NShMH, Neschamah) nicht rein. Das ist der Unterschied zwischen dir und Ihm, wie geschrieben steht (Psalm 8,6): „Und du machst ihn ein wenig geringer als ELOHIM“. Was bedeutet „ein wenig geringer“? Es bedeutet, dass der Mensch sündigt, während der Heilige, gesegnet sei Er, nicht sündigt. Gesegnet sei Er und gesegnet sei Sein Name für alle Ewigkeit, Er hat keine Sünde. Aber der Trieb (ITzR, Jetzer) kommt auch von Ihm. Ist es möglich, dass er von Ihm kommt? Er kommt von Ihm, bis David kommt und ihn tötet. Wie geschrieben steht (Psalm 109,22): „mein Herz ist leer in mir“. David sagt: Weil ich ihn überwinde (Psalm 5,5), „wohnt das Böse nicht bei dir“. Wie überwindet David ihn? Durch sein Studium, denn er hört nicht auf, Tag und Nacht zu studieren. Er verbindet also die Thorah mit der Höhe. Denn wenn ein Mensch (Adam) die Thorah um ihrer selbst willen studiert, dann verbindet sich die Thorah mit dem Heiligen, gesegnet sei Er. Deshalb sagen sie: „Der Mensch (Adam) soll die Thorah immer studieren, auch wenn er sie nicht um ihrer selbst willen studiert, denn wenn er sie nicht um ihrer selbst willen studiert, wird er sie schließlich um ihrer selbst willen studieren.“ Was ist diese Thorah, von der du sprichst? Sie ist die geschmückte und gekrönte Braut, die in den Geboten enthalten ist. Sie ist der Schatz der Thorah. Sie ist die Verlobte des Heiligen, gesegnet sei Er, wie geschrieben steht (Deuteronomium 33,4): „Die Thorah von Mose geboten, das Erbe der Versammlung von Jakob.“ Lies nicht „Erbe (MRVShH, Morashah)“, sondern „verlobt (MAVRSH Mëurasah)“. Warum ist das so? Wenn Israel sich mit der Thorah um ihrer selbst willen beschäftigt, dann ist sie die Verlobte des Heiligen, gesegnet sei Er, dann ist sie das Erbe von Israel.

(Auszug aus dem Buch „Sepher Ha-Bahir – Das Buch des Glanzes, eine Übersetzung mit Vorwort von Elias Rubenstein)

Inhaltsangabe

DANKSAGUNG
VORWORT
HEBRÄISCHE UMSCHREIBUNG
GLOSSAR
SEPHER HA-BAHIR